weiterdenken #6
James Clear: Identitätsbasierte Routinen | Newsletter
In dieser Ausgabe:
Zitat: Kurt Vonnegut
Idee: Identitätsbasierte Routinen
Newsletter: 3-2-1 von James Clear
Zitat der Woche
"Wir sind, wer wir vorgeben zu sein, also müssen wir vorsichtig sein, als was wir uns ausgeben." (Kurt Vonnegut in "Mutter Nacht")
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Routinen und Identität
James Clear ist einer der weltweit gefragtesten Publizisten zum Thema Routinen-Bildung, Produktivität und Selbstverbesserung. Sein Buch "Atomic Habits" (deutscher Titel: "Die 1%-Methode") gilt unter "growth-minded people" (Menschen, die sich um lebenslanges Lernen, kontinuierliche Selbstverbesserung und das Ausschöpfen ihrer Potenziale bemühen) als unbedingte Pflichtlektüre.
Ein besonders erwähnenswertes Konzept in diesem Kontext: Clear empfiehlt, gewünschte Verhaltensweisen oder Ziele an die persönliche Identität zu knüpfen.
Ergebnisorientierte Routinen und Zielsetzung
Ein verbreiteter - und durchaus bewährter - Ansatz z.B. zum Erreichen eines angestrebten Ziels ist es, auf dem Weg zu einem konkreten Erfolg Zwischenschritte und Meilensteine zu definieren. Auf dieser Grundlage werden dann hinunter bis auf die wöchentliche oder sogar tägliche Ebene immer kleinere konkrete Einzelschritte und Aufgaben abgeleitet.
Ein aktuelles Beispiel von mir: Im Rahmen meiner grundsätzlichen Bestrebung, mich publizistisch zu betätigen, habe ich mir für dieses Quartal vorgenommen, jeden Monat eine kommentierte Zusammenfassung zu einem besonders lehrreichen Buch zu veröffentlichen.
Ausgehend davon könnte ich z.B. folgenden Plan fassen:
Kalenderwoche: Meine Notizen zum Buch lesen; Struktur und Kerngedanken des Buches übertragen
Kalenderwoche: Kerninhalten sowie zentrale Beispiele, Studien oder Argumente recherchieren und ausformulieren
Kalenderwoche: Illustrationen und Überleitungen einfügen
Kalenderwoche: Layout, Formatierung, Veröffentlichung
Geht es nur darum, ein bestimmtes "Produkt" fertigzustellen, kann diese Methode sehr zielführend sein.
Identitätsbasierte Routinen und Zielsetzung
Clear dürfte zu meiner oben skizzierten Planung womöglich einwenden: Motivation oder Begeisterung allein reichen nicht immer, um eine Verhaltensänderung durchzuhalten oder wirklich gut in etwas zu werden.
[...] You can't rely on being motivated. You have to become the type of person you want to be, and that starts with proving your new identity to yourself. (James Clear)
Clear schlägt stattdessen eine langwierigere, aber nachhaltige Alternative vor:
Entscheiden, was für eine Person man sein möchte.
Sich mit kleinen Erfolgserlebnissen wiederholt davon überzeugen, dass man so jemand ist (oder wird).
Wie der englische Original-Untertitel des Buches "Atomic Habits" - "An Easy & Proven Way To Build Good Habits And Break Bad Ones" - andeutet, sind Strategien zum Ablegen unerwünschter Verhaltensweisen ebenfalls Teil der Arbeit von Clear. Die hier vorgestellte Orientierung von Routinen und Zielsetzungen an einer angestrebten persönlichen Identität kann auch dazu einen entscheidenden Beitrag leisten.
Möchte man z.b. anfangen, Gewicht zu verlieren, ist die Frage "Was tun Menschen, die das schaffen, regelmäßig?" (identitätsbasiert) unter Umständen gewinnbringender als die Absichtserklärung, jede Woche eine bestimmte Zahl an Kalorien zu verbrennen (ergebnisorientiert).
Natürlich kann diese Strategie aber auch beim Erreichen eines konkreten (vielleicht besonders ambitionierten oder langfristigen) Ergebnisses helfen.
Clear rät in diesem Fall dazu, von dem angestrebten Resultat rückwärts zu arbeiten, indem man sich fragt: "Was für eine Person könnte das gewünschte Ergebnis erzielen?"
Many people begin the process of changing their habits by focusing on what they want to achieve. This leads us to outcome-based habits. The alternative is to build identity-based habits. With this approach, we start by focusing on who we wish to become.
[...] work backward from the results you want to the type of person who could get those results. Ask yourself, “Who is the type of person that could get the outcome I want?”
Für jeden, der in bestimmten Bereichen seines Lebens über lange Zeit besser werden, optimale Verhaltensweisen kultivieren oder zu einer bestimmten Art von Person werden möchte, ist der Ansatz von James Clear einen ausgiebigen Versuch wert.
Im besten Fall, so Clear, wacht man eines Tages auf und es kostet plötzlich überhaupt keine Überwindung mehr, das gewünschte Verhalten an den Tag zu legen. Denn:
"This is who I am now."
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Quellen und weiterführende Inhalte
Die Zitate stammen aus dem Artikel "Identity-Bases Habits", in dem Clear das Konzept der identitätsbasierten Angewohnheiten anhand von Neujahrsvorsätzen erläutert.
How to change your identity | BEST ADVISE FROM JAMES CLEAR — www.youtube.com
Keine Zeit für einen langen Artikel? In diesem Video erläutert er die Kernidee in etwas über zwei Minuten.
Empfehlung: Newsletter von James Clear
Wie inzwischen unter Publizisten üblich, hat auch James Clear einen wöchentlichen Newsletter.
Entsprechend des Namens "3-2-1" sammelt er darin
drei seiner eigenen Ideen,
zwei fremde Zitaten und
eine zum Nachdenken anregende Frage.
An manchen Stellen sprechen Zahlen eine deutliche Sprache. Clears Newsletter hat über eine Million Abonnenten. Einer davon bin ich - und ich kann ihn jedem empfehlen, für den Englisch kein Problem ist und der an der Evaluation eigener Arbeits-, Handlungs- und Denkweisen interessiert ist.
Neugierig geworden? Hier geht's zur Anmeldung.
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Danke fürs Lesen
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