weiterdenken #19
Reue-Optimierung (Teil 1) | Twitter-Fundstücke | Zur Bereitschaft, schlecht zu sein
Derzeit beschäftigt mich ein neues Großprojekt, neben dem wenig Zeit für andere Aktivitäten bleibt:
Für den Produktivitäts- und Zeitmanagement-Nerd in mir ist es eine willkommene Herausforderung, dennoch zumindest diesen Newsletter und die wenigen wichtigen Routinen (insbesondere das Schreiben im Bullet Journal) eingeplant zu bekommen.
Wichtigste Get-Shit-Done-Gedankenstütze diese Woche: Parkinsons Gesetz (Arbeit dehnt sich genau in dem Maß aus, wie Zeit für ihre Erledigung zur Verfügung steht).
Jeder Journalist und jeder Student weiß, wie motivierend eine drohende Deadline sein kann. Meine lautet: 21.10. | 17:30 Uhr.
Also: Perfektionismus aus, Konzentration an, schreiben.
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Reue-Optimierung Teil 1
Reue wegen schlechter Lebensgrundlagen
Die erste Kategorie von Reue-Gründen, die Daniel Pink identifiziert hat, betrifft die Bereiche des Lebens, in denen viele kleine (Fehl-)Entscheidungen im Verlauf des Lebens große Auswirkungen entwickeln: Lebensstil, Gesundheit, Finanzen, Bildung.
Diese Lebensfundamente verlangen uns ab, in der Gegenwart kleine Opfer zu bringen und eine gewisse Disziplin an den Tag zu legen, um irgendwann in der Zukunft davon zu profitieren.
"To identify a foundation regret in yourself or in others, listen for the words “too much”—whether they attach to consuming alcohol, playing video games, watching television, spending money, or any other activity whose immediate lure exceeds its lasting value.
Then listen for the words “too little”—whether they describe studying in school, setting aside cash, practicing a sport or musical instrument, or any other undertaking that requires steady commitment." ("The Power of Regret", S. 84)
Regelmäßige Fehlentscheidungen in diesem Bereich sind nicht nur schwer zu vermeiden (weil es in der menschlichen Natur liegt, kurzfristigen Genuss zu suchen statt jahrzehnteweit in die Zukunft zu planen), sondern sie sind leider auch sehr schwer zu korrigieren.
Es geht um langfristige, kluge Investitionen in sich selbst
:
Gesundheit und Lebensstil
regelmäßiger Sport
gesunde Ernährung
überschaubarer Drogenkonsum
rechtzeitige Arztbesuche und Therapie-Maßnahmen
Finanzen
Umgang mit Geld lernen
sichere Altersvorsorge / Geldanlagen
keine unnötige Verschuldung
Bildung
Lernen lernen
wichtige Fähigkeiten und Kenntnisse erlangen
Ein herausragender Tipp von Pink für bessere Lebensentscheidungen: Befrage dein 10 Jahre älteres Zukunfts-Selbst, welche Entscheidung er/sie sich in dem Moment von dir gewünscht hätte.
Reue wegen zu wenig Wagemut
Reue-Kategorie Nummer zwei umfasst all die Momente, in denen wir es nicht geschafft haben, über unseren sprichwörtlichen Schatten zu springen oder ein Risiko einzugehen.
Wir hätten uns aus der Komfort-Zone wagen können, sind aber lieber auf Nummer sicher gegangen (*räusper* ... kenn' ich nicht).
"Sometimes boldness regrets emerge from an accumulation of decisions and indecisions; other times they erupt from a single moment. But whatever their origin, the question they present us is always the same: Play it safe or take a chance?" ("The Power of Regret", S. 93)
Die zentrale Erkenntnis in diesem Zusammenhang lautet:
Wir bereuen Scheitern sehr viel weniger als ungenutzte Chancen.
Gewissensbisse in dieser Kategorie plagen uns oft sehr lange, weil man unzählige Was-wäre-wenn-Szenarien durchspielen kann. Es betrifft u.a. die Lebensbereiche
Liebe
(ihn/sie ansprechen | eine Beziehung eingehen)Karriere
(Selbstständigkeit wagen | Bewerbung abgeben)Reisen
(Auslandsjahr / -semester machen)Authentizität
(für sich selbst sprechen | zu sich selbst stehen)
Pinks klare Empfehlung: Entscheide dich öfter für Ja!
Twitter-Fundstücke
Life Hacks von Sahil Bloom
Das erste Nugget ist ein langer Twitter-Thread von Sahil Bloom, in dem er zahlreiche Lebensweisheiten (sog. "life hacks") gesammelt hat. Hier der Start des gesamten Threads:
Meine drei Favoriten aus der Zusammenstellung:
1. Wenn du etwas Nettes über jemanden denkst, belasse es nicht beim Denken - Teile es demjenigen mit!
Verwandt und ebenfalls empfehlenswert: Mach' öfter Komplimente.
2. Befrage deine Eltern - nach ihrer Kindheit und Jugend, nach ihren Träumen und Wünschen - und bewahren die Antworten auf.
Wer sich gern davon überzeugen lassen möchte, dass wir weniger Zeit mit unseren Eltern haben als wir annehmen, dem sei erneut Tim Urbans Artikel "The Tail End" empfohlen.
Sahil Bloom schlägt vor, Video-Interviews mit den eigenen Eltern aufzunehmen. Wem diese Idee nicht zusagt, dem kann ich das folgende Sortiment aus Befragungsbüchern empfehlen:
3.
(Für jeden in einer festen Beziehung) Lass deine bessere Hälfte jeden Tag wissen, wofür an ihr du dankbar bist.
Bemüht man sich nicht aktiv dagegen, setzt man setzt nach einigen Jahren selbst die wunderbarsten Eigenschaften und Gesten des Partners als selbstverständlich voraus.
Emotionale Gesangs-Höhepunkte
Das zweite Highlight aus meinem Twitter-Feed der letzten Tage ist etwas für die Musikliebhaber unter meinen Lesern:
Unter diesem Tweet wurden - quer durch die Musik-Genres - Beispiele für herausragende, bewegende Gesangskunst gesammelt.
Wer also mal kurz dem Alltagstrott entkommen mag, findet hier jede Menge positive Ablenkung.
Zitat
"Whether it’s writing a book, composing a song, painting a canvas, or any other creative pursuit that calls to you, inspiration flows from the courage to start with rubbish." (Greg McKeown in "Effortless")
Für jeden, der sich kreativ betätigt - ob nun musikalisch, schriftlich, poetisch, malend oder in anderer Form - ist eine der ersten großen Herausforderungen:
Sei bereit, so richtig schlecht zu sein.
Wie soll man sonst jemals gut werden?
Wie Ira Glass in seinen berühmten Ausführungen zu "The Gap" erinnert, muss man, um in einer kreativen Betätigung gut zu werden, mit vielen schlechten Wiederholungen beginnen.
Danke fürs Lesen
Ich freue mich über Reaktionen, Feedback, Kritik, Ergänzungen oder Hinweise auf andere spannende Quellen.
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