weiterdenken #1
Premiere! | Althergebrachtes Verhalten | Zu viele Nadeln
Premiere!
Herzlich Willkommen bei meinem neuen Newsletter "weiterdenken". Die Rundmails, die ich ab jetzt (möglichst) jeden Freitag versende, werden eine bunte Zusammenstellung aus
a) Links, Zusammenfassungen und eigenen Gedanken zu interessanten, lehrreichen oder sonst erwähnenswerten
- Büchern, Artikeln oder Newslettern,
- Tweets und Twitter-Threads,
- Podcast-Episoden,
- Videos oder Filmen,
- Zitaten
und anderen Inhalten,
b) Neuigkeiten von meinem Blog weitergedacht sowie
c) Einblicken in meine eigene schreiberische Tätigkeit.
Vieles werde ich überdenken, überarbeiten oder über Bord werfen. Bleibt mir gewogen und gebt mir ein bisschen Zeit - ich gebe derweil mein Bestes, eure nicht zu verschwenden, sondern ab dieser ersten Ausgabe brauchbare Inhalte mit euch zu teilen.
Danke für euren Vertrauensvorschuss. Herzlichst,
Felix
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Worüber ich nachdenke
In letzter Zeit mehren sich die Momente, in denen ich mich "alt" fühle. Meist bemerke ich ungewohnte körperliche Zipperlein. Aber gelegentlich ertappe ich mich bei Verwunderung - manchmal sogar Verärgerung - über "die Jugend von heute" oder anderen "konservativen Reflexen".
Das hat bereits zu einigen interessanten Diskussionen mit mir selbst und Gesprächen mit Vertrauten geführt.
Gibt es nicht aber auch Denk- und Verhaltensweisen, die sich zurecht bewährt haben und die weiterzugeben sich lohnt? Als junger Vater ist das für mich fast noch die spannendere Frage als die, in welcher Hinsicht ich inzwischen zum alten Eisen gehöre.
Darüber ins Grübeln gebracht hat mich Sahil Bloom auf Twitter:
"What are some things that you are proud to still be doing “the old fashioned way”?" — twitter.com
Sahil Bloom fragt auf Twitter, auf welche "altmodischen" Angewohnheiten oder Verhaltensweisen man immer noch stolz sei.
Was wären also althergebrachte Verhaltensweisen, die ich gern an meinen Sohn weitergeben möchte?
Auf Anhieb sind mir folgende eingefallen:
Anderen Menschen die Tür aufhalten oder den Sitzplatz im ÖPNV anbieten, wenn es angemessen scheint.
Fremde Erwachsene zunächst mit "Sie" ansprechen. Auch in Berlin oder Brandenburg.
Neben Computer, Handy & Co. auch handgeschriebene Notizen, Briefen, Karten etc. zu schätzen wissen.
Analoge Bücher lesen, darin schreiben, markieren, Ecken falten; Bücher verschenken und als Geschenk wünschen.
Fremde Meinung tolerieren, selbst wenn sie einem höchst suspekt sind oder man sie gar aus Überzeugung ablehnt.
Was mich beschäftigt
Bei einem Polizeieinsatz in Mannheim wurde kürzlich ein bekanntermaßen psychisch erkrankter Mann von den Beamten nach Einsatz des Pfeffersprays u.a. mit Schlägen gegen den Kopf am Boden fixiert. Später verstarb er im Krankenhaus. Die Ermittlungen zur Todesursache dauern bis heute an.
Der Fall hat zu einem erneuten Aufflammen der öffentlichen Debatte über den Umgang der Polizei mit Menschen in psychischen Ausnahmesituationen (Fachterminologie: psychiatrische Krisen) geführt. Unter anderem bei ZEIT Online, bei tagesschau.de und beim NDR erschienen Reportagen zu dem Thema.
Zu der Problematik gibt es viel zu sagen. Auch wenn ich selbst nicht öffentlich dazu Stellung nehmen werde (zumindest nicht unter meinem Namen), beschäftigt mich das Thema aktuell.
Kürzlicher Aha-Moment
Oliver Burkeman ist der Autor des aktuell grandios erfolgreichen Buches "Four Thousand Weeks", auf das ich garantiert noch einige Male zu sprechen kommen werde.
Auf seinem ebenfalls sehr lesenswerten Blog habe ich u.a. den folgenden Artikel gefunden, der ein für mich alltäglich spürbares Phänomen aufgreift: Die nicht enden wollende Flut an spannendem, interessantem oder potentiell lehrreichem Input. Burkeman nennt das (unter Bezugnahme auf Nicholas Carr) das "Zu viele Nadeln-Problem":
Oliver Burkeman | Das "Zu viele Nadeln-Problem" — www.oliverburkeman.com
Gemeint ist: Selbst wenn man sehr enge Filter nutzt, um den schier unendlich großen "Heuhaufen" aus verfügbaren Artikeln, Büchern, Podcasts, Videos, Reportagen, Tweets und Facebook-Posts etc. auf das zu reduzieren, was für einen persönlich relevant sein könnte, bleibt eine nicht zu bewältigende Restmenge an "Nadeln".
My challenge, information-wise, isn't about finding a needle in a haystack. It's that I'm confronted on a daily basis [...] by "haystack-sized piles of needles."
Burkemans ernüchternde und zugleich befreiende Erkenntnis: Auch wenn viele Produktivitäts-Strategien etwas dazu beitragen können, den "Heuhaufen" zu verkleinern, blieben schlussendlich zu viele "Nadeln" übrig. Man habe demnach gar keine andere Wahl als zu akzeptieren, dass einem zahllose verlockende Dinge entgehen werden:
"[...] most advice on productivity and time management [is] about reducing the size of the haystack, to make it easier to focus on the needle.
There's definitely a role for such techniques; but in the end, the only way to deal with a too-many-needles problem is to confront the fact that it's insoluble – that you definitely won't be fitting everything in."
Für mich, der unzählige Newsletter und Podcasts abonniert, noch viel mehr Artikel zur späteren Lektüre gespeichert und zahlreiche Bücher auf dem "Will ich lesen"-Stapel zu liegen hat, ist das ein wichtiger Blickwinkel.
Ich habe immer wieder Phasen, in denen ich mir selbst den Konsum von Hörbüchern oder Netflix-Filmen "verbiete", weil ich dann weniger Zeit für all diese Quellen von Sachinformationen habe.
Burkeman argumentiert in dem obigen Artikel wie auch in seinem Buch überzeugend für mehr Nachsicht mit sich selbst. Wenn einem sowieso um Dimensionen mehr entgeht als man je konsumieren kann, ist es müßig, sich darüber den Kopf zu zerbrechen.
Was mich begeistert
Mein erstes richtiges Sketchbook.
Nachdem ich in kurzer Folge einige inspirierende YouTube-Videos über den Mehrwert eines Sketchbooks und dessen regelmäßige Nutzung ([1] | [2] | [3]) konsumiert hatte, konnte ich nicht anders und habe mir kurzentschlossen eins zugelegt - und direkt mehrere Seiten vollgemalt. Nicht gut. Nicht präsentabel. Aber begeistert.
Danke fürs Lesen!
Ich freue mich über Reaktionen, Feedback, Kritik, Ergänzungen oder Hinweise auf andere spannende Quellen.
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